Die meisten von uns kennen das: Wir stehen vor einer neuen Herausforderung, haben eine gute Möglichkeit geschenkt bekommen, träumen von der Umsetzung unserer Ziele. Ein Teil von uns freut sich darüber. Aber da ist oft noch dieser andere Teil, der meist nach kurzer Freude laut wird. Diese Stimme, die innerlich anfängt an uns zu nagen: „Was ist, wenn das schiefgeht…“, „Das kannst du doch gar nicht…“, „Diesmal musst du das schaffen, sonst…“. Und aus den ursprünglich guten Chancen, Träumen und Visionen können manchmal innerhalb kurzer Zeit belastende Situationen werden. Manchmal sind wir auch schon mitten in der Umsetzung und alles hat erstmal gut begonnen, bis es uns dann plötzlich aus der Bahn wirft.

Es können sehr unterschiedliche Szenen sein, in denen er sich zu Wort meldet, der innere Kritiker, Ausbremser oder Selbstsaboteur. Und wenn er anfängt laut zu werden, dann sind wir nicht mehr ganz bei der Sache. Dann fehlt es uns an Aufmerksamkeit und Konzentration. Diese selbstproduzierte Ablenkung setzt uns nun so unter Stress, dass wir anfangen Fehler zu machen, dass wir uns unsere Wünsche verwehren, dass wir Chancen ungenützt vorbeiziehen lassen.

Mit diesem Phänomen haben sich bereits zahlreiche Experten beschäftigt. So beschreibt zum Beispiel der erfolgreiche Sportpädagoge und Coach Timothy Gallwey, welchen ausschlaggebenden Einfluss die Psyche auf unsere Leistungen und Erfolge hat. Und wie es möglich ist, mit einer entspannten Konzentration und Aufmerksamkeit – also ohne innere Störungen – Höchstleistungen im Sport zu erbringen. Auf ihn bezieht sich auch Coach und Autorin Petra Bock in ihren Büchern zu „Mindfuck“. Laut Bock gibt es gewohnheitsmäßige Denkmuster – von ihr als sogenannte „Mindfucks“ bezeichnet -, mit denen wir uns selbst sabotieren und in unserer Leistungsfähigkeit stören. Als Historikerin und Politikwissenschaftlerin führt sie die Entstehung und Etablierung dieser Denkmuster auf Zeiten zurück, in denen autoritäre und stark hierarchische Strukturen die Gesellschaft prägten. Denn diese Denkmuster führen zu einem unauffälligen und devoten Verhalten, dass in diesen Verhältnissen von den Individuen gefordert war. Ein solches Denken und Verhalten war in dieser Zeit also sinnvoll, weil es den Einzelnen vor Strafen und schlimmen Konsequenzen geschützt hat. Heute jedoch, wo wir in Zeiten von Individualisierung und Demokratie leben, so Bock, sei dieses Denken überholt und nicht mehr angemessen.

Aus psychoanalytischer Perspektive betrachtet, würden diese Denkmuster wahrscheinlich der Instanz eines rigiden „Über-Ich“ zugeordnet werden. Denn sie haben alle eine hemmende, strafende, drohende Wirkung, die uns daran hindert, das zu tun, was wir eigentlich für uns wollen. Weiterhin kann selbststabotierendes Verhalten aus psychoanalytischer Sicht mit unbewussten Prozessen wie z.B. verdrängten Schuldgefühlen zu tun haben.

Auch können Selbstsabotagemuster und Glaubenssätze eng verknüpft miteinander sein, denn oft treten sie in Kombination auf bzw. bauen auf diesen auf.

Es gibt also unterschiedliche Perspektiven, aus denen selbstsabotierendes Denken und Handeln betrachtet werden kann. Und genauso gibt es auch unterschiedliche Möglichkeiten, wie man mit ihnen umgehen bzw. was man gegen sie unternehmen kann. Egal ob eine eher analytisch-logische, praktisch-körperlich oder achtsamkeitsbasierte Herangehensweise – alle Optionen fangen zunächst mit dem Schritt an, sich dieser Denkmuster bewusst zu werden. Das kann man alleine machen – empfehlenswert ist hierfür das oben genannte Buch von Frau Bock -, aber mit professioneller Hilfe geht das möglicherweise schneller und effektiver.