Eine Frage kann verschiedenes: Sie kann Interesse zeigen,
den Gefragten ins Nachdenken bringen oder eine Provokation sein. Der systemische
Ansatz nutzt das Fragestellen aus allen drei Gründen:

Interesse ist wichtig für jede beraterische und
therapeutische Arbeit. Allerdings sollte dabei immer das Anliegen im Fokus
stehen und nicht die Befriedigung der eigenen Neugier. Denn auch wenn mich sehr
interessiert, wie die Geschichte meiner Klientin weiterging, frage ich sie das
nur, wenn ich denke, es könnte sie in ihrem Anliegen
weiterbringen. Stelle ich die richtigen Fragen, so erfahre ich wichtiges, um
Hypothesen bilden zu können und letztendlich der Person mit den richtigen Interventionen
weiterzuhelfen.

Zum Nachdenken bringen sollte für jede Form der
Beratung oder Therapie ein wichtiges Element sein. Durch Nachdenken kann die
Perspektive verändert und neue Erkenntnisse gewonnen werden – das ist die
Voraussetzung für Veränderung. Und der Wunsch nach Veränderung ist schließlich der
Grund, warum Personen eine Beratung oder Therapie aufsuchen.

Provokation kann hilfreich sein. Selbst wenn der Begriff auf manche abschreckend wirkt, weil damit etwa Negatives verbunden wird. Eine richtig platzierte und angemessen provokante Frage verstört eingeschliffene Denkmuster und eröffnet damit neue Blickwinkel. „Was haben Sie eigentlich dafür getan, dass sich nichts verändert hat?“ wäre ein Beispiel dafür.