Glaubenssätze sind tief verwurzelte Denkmuster. Teils sind sie uns bewusst. Manchmal sind wir sogar stolz darauf. Oft tragen wir sie mit uns, ohne dass wir es wissen. Wenn die Dinge in unserem Leben nicht so laufen, wie sie sollten, ist es wichtig, uns unsere Denkmuster einmal genauer anzuschauen. Denn es kann sein, dass diese verinnerlichten Prägungen unerwünschte Wirkungen in unserem Leben entfalten. Wir fragen uns dann, warum manche Sachen nicht so laufen, wie wir es uns eigentlich wünschen. 

 

Welche Arten von Glaubenssätze gibt es? 

 

Glaubenssätze können auf verschiedenen Ebenen wirken. Je nachdem, auf was sie sich beziehen, also welcher Art sie sind. Manche machen eine Aussage über uns selbst: z.B. „ich bin ein Verlierer“, „ich bin es nicht wert geliebt zu werden“. Auch Krankheitsdiagnosen können zu Glaubenssätzen über uns selbst werden. Andere Glaubenssätze machen eine Aussage über allgemeingültige Wirkprinzipien im Leben: „Nur wer hart arbeitet, kann erfolgreich sein“ „Es gibt nichts umsonst im Leben“. Und wieder andere beziehen sich auf das Welt- bzw. Menschenbild: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, „Menschen sind schwach/böse/sündig“.

 

Wie entstehen Glaubenssätze? 

 

Glaubenssätze können überliefert sein. Wurden also zum Beispiel von den Eltern oder engen Bezugspersonen übernommen. Sie können sich aber auch als Reaktion auf wiederkehrende Erlebnisse, als Erklärungsversuche oder auch zum Selbstschutz entwickelt haben. Eins haben sie jedoch alle gemeinsam: Sie sind tief im Denken verwurzelt. Häufig so tief, dass wir sie alleine nicht gut erkennen, da sie ja schließlich einen Teil unserer Wahrheit darstellen. Häufig nehmen wir sie erst dann bewusst wahr, wenn eine Irritation entstanden ist.

 

Wie kann man Glaubenssätze verändern oder auflösen?    

 

Auch wenn es manchmal schön wäre, wenn man sich einfach umprogrammieren könnte. Wenn man also einfach glauben und denken könnte, was man will – so simpel ist es leider nicht. Auch wenn manche Leute das einen glauben machen und verkaufen wollen (vielleicht weil sie selber den dahinter stehenden Glaubenssatz verinnerlicht haben). Glaubenssätze wurden meist über eine längere Zeit verinnerlicht und haben unser Denken und Handeln beeinflusst. Deswegen kann man sie nicht von heute auf morgen „wegmachen“, aber sie sind veränderbar und können bewusst beeinflusst werden. Dennoch ist das ein Prozess:

Die Schritte 

1. Bewusstmachen: Der erste Schritt ist das Erkennen und Bewusstwerden des Glaubenssatzes. Da sie für uns meist schlecht zu erkennen sind, ist es hilfreich einen außenstehenden Experten zu haben. 

2. Verstehen: Häufig haben Glaubenssätze eine Funktion erfüllt: sie stabilisieren, bieten Orientierung, Sicherheit oder Schutz. Allerdings ist die Logik dahinter meist brüchig. Daher gilt es zu verstehen, woher sie kommen bzw. wie sie entstanden sind.

3. Hinterfragen: Wenn wir verstanden haben, warum sie da sind, können wir ihre Gültigkeit bewusst hinterfragen: Ist dieser Glaubenssatz für mich, in meiner Situation zu diesem Zeitpunkt meines Lebens wirklich wahr?

4. Umformulieren: Von einem Satz, den ich glaube, hin zu einer offenen Möglichkeitsaussage: z.B. kann aus „Leben ist Leiden“ werden: „Im Leben kann man Leid aber auch Freude erfahren“. Die Schwierigkeit eines Glaubenssatzes ist, dass er sehr starr festlegt, wie etwas ist bzw. sein sollte. Diese starre Aussage in eine Möglichkeit umzuformulieren, die auch andere Möglichkeiten offenhält, ist meiner Meinung nach hilfreicher, als ein Gegenteil zu formulieren (z.B. in Form positiver Affirmationen). Denn damit würde das Pendel in die Gegenrichtung ausschlagen – aber die Wahrheit liegt bekanntlich in der Mitte. Dennoch können auch positive Affirmationen, die über einen längeren Zeitraum wiederholt werden, hilfreich sein. Eventuell bedürfen sie aber eines größeren Kraftaktes bzw. mehr Disziplin.

5. Das Denken umgewöhnen: Im finalen Schritt ist Achtsamkeit besonders wichtig. Hier hilft es, immer wieder bewusst unsere Gedankengänge zu beobachten und aufmerksam zu bleiben. Dass sich die alten Glaubenssätze im Denken und Handeln wieder einschleichen ist normal und nicht weiter schlimm. Indem wir aber in diesen Momenten unser Denken und ggf. Verhalten bewusst korrigieren oder im Nachhinein reflektieren, können wir uns an das neue und freiere Denken gewöhnen.